BUND Kreisverband Vogelsberg

Von Querdern und Neunaugen

BUND freut sich über seltenes Schauspiel: Neunaugen-Hochzeit in der Lauter.

PM vom 28.04.2022

Sie gehören zu den faszinierendsten Bewohner unserer Fließgewässer: die Bachneunaugen. Und in der Lauter sind sie zuhause, mitten in Lauterbach. Martin Krauss vom BUND Vogelsberg hat sie photographiert. Ein Bekannter hatte ihn alarmiert wegen der „Aale“ bei den Schrittsteinen. Rasch war klar: “Es waren keine Aale, sondern etwas viel aufregenderes: eine Hochzeitsgesellschaft der seltenen Bachneunaugen !“ so Wolfgang Dennhöfer vom BUND. „Die Zoologen rechnen die Bachneunaugen zu den „Rundmäulern“. Das ist eine sehr altertümliche Gruppe von ursprünglichen Wirbeltieren. Seit  350 Millionen Jahren haben sie ihre Gestalt kaum verändert. Mit unseren „echten“ Fischen und mit den Knorpelfischen (Haie und Rochen) sind sie nur sehr entfernt verwand. Besonders faszinierend ist ihre Lebensweise.  Jahrelang kriegt niemand sie zu sehen: sie leben als Larven verborgen im Lückensystem des Gewässer-Grundes. Diese sogenannten Querder haben keine Augen und filtrieren mit ihren Kiemen kleine Organismen und organisches Material aus dem Wasser, so wie die Muscheln das tun. „Im letzten Herbst geschah dann die Verwandlung“ so Dennhöfer weiter:“aus den wurmartigen Querdern wurden fischartige Tiere mit Augen und Flossen. Die fressen nicht mehr und haben nur noch einen Lebenszweck: die Paarung“.  Die war dann in der letzten Woche in Lauterbach zu beobachten: Ganze Bündel von grau und silbern schimmernden Bachneunaugen knäulten sich im flachen Wasser knapp unterhalb der „Schrittsteine“. Martin Krauss, der glückliche Fotograf schreibt dazu: „Fotografieren war sehr knifflich, das spiegelt wie verrückt, aber mit Photoshop kriegt man es ganz gut raus.“.

Zum Bach-Spaziergang an der Lauter hatte der BUND am Sonntag den 6.03. eingeladen. Zusammen mit  etwa 30 Interessierten erkundeten damals die Naturschützer unter Führung von Kathrin Jacob den kleinen Fluss im Herzen der Kreisstadt.  Dabei ging es, so Dennhöfer, um zweierlei: „Um das vielfältige Leben im Wasser und um das Fluss-Erleben in der Stadt. Dass es die Neunaugen noch gibt spricht für die gute Wasserqualität. Wir bitten alle Verantwortlichen mit der Bach-Renaturierung im Vogelsberg weiter zu machen.  Auch in anderen kleinen Bächen lohnt es sich in diesen Tagen genau hinzuschauen. Bachneunaugen sind ziemlich klein, etwa 20 cm lang und dünner als ein kleiner Finger.“ Lampetra planeri, so der wissenschaftliche Name des Bachneunauges  gehört zu den Kieferlosen und besitzt anstelle eines Kiefers ein rundes Maul mit „Saugplatte“. Sieben Kiemenlöcher auf jeder Seite plus Auge und Nasenloch haben einst zum Namen „Neunaugen“ geführt.

(Bild: Martin Krauss, Text WD)