Flächenphotovoltaik im Vogelsberg
Pressemitteilung des BUND Kreisverbands Vogelsberg
Goldgräberstimmung für Photovoltaik- BUND fordert Mehrwert für Natur und Bürger.
In Berlin soll nächste Woche das Solarpaket 1 beschlossen werden – und Alsfeld plant 12 Hektar Photovoltaik neben der Autobahn. „Fast meint man, es gibt eine „Goldgräber-Stimmung“ im Vogelsberg“ so Ursel Bernbeck für den BUND im Vogelsberg. „Der BUND Vogelsberg fordert den Ausbau mit Augenmaß: Vorrang für Solarmodule auf Dächern! Ackerflächen weiter für die landwirtschaftliche Nutzung! Und wenn Freiflächen-Photovoltaik, dann nur mit Mehrwert für Natur und Bürger! Die weit klügere Variante für Photovoltaik-Nutzung ist und bleibt die Installation von Solar-Modulen auf ohnehin versiegelten Flächen: Dächer, Industriehallen, Supermärkte, Parkplätze. Da sind riesige Potentiale noch ungenutzt!“
Und ihr BUND-Kollege Wolfgang Dennhöfer ergänzt: „2023 haben wir (gemeinsam mit den Verbänden NABU und HGON) eine detaillierte Stellungnahme zum geplanten Windpark in Gemünden – Rülfenrod verfasst. Wir verlangen darin zum Beispiel, dass die Module maximal 50 % der “Sondergebietsfläche“ überdecken dürfen. Das ist gut für den Schutz von Vögeln, Insekten und anderen Kleintieren – vorausgesetzt auf den Freiflächen blühen einheimische Kräuter. Und damit die Anlagen von Schafen beweidet werden können, sollte die Unterkante etwa 1 m hoch sein. Solche Konzepte können funktionieren, wir wissen zum Beispiel von der riesigen Solarfläche bei Schloss Eisenbach, dass dort inzwischen deutlich mehr Feldlerchen brüten als auf den Äckern, die vorher da waren. Und natürlich ist die Nutzung als AGRI-PV-Fläche (Doppelnutzung) eine gute Sache -wo immer das möglich ist.
Ohne einen gewissen Anteil an „Freiflächen-Photovoltaik“ wird, so die Einschätzung des BUND, der rasche Ausbau erneuerbarer Energien nicht zu machen sein: Wind, Sonne und Biogas helfen, dass wir unseren Planeten nicht weiter sinnlos mit Kohle, Öl und Erdgas beheizen. Was wir vermissen, ist die Abkehr von einer wachstumsbesessenen Wirtschaft. Immer noch steigt unser Energiebedarf an, die Folgen dürfen wir unseren Enkeln nicht zumuten.
Aber egal wie wir persönlich diese grundsätzlichen Fragen einschätzen: das Baugesetzbuch hat Fotovoltaikanlagen 200 m links und rechts der Autobahn privilegiert – d.h. wenn sich Investoren und Grundstückseigentümer einig sind, dann haben die Gemeinden vor Ort nur wenig mitzureden. Anders sieht es aus, wenn vor Ort ein Bebauungsplan nötig ist. Wie wir erfahren wird z.B. die Stadt Alsfeld in Kürze über eine ca. 12 ha große Planung an der A5 beraten. Diese Planung geht deutlich über den 200 m Streifen an der Autobahn hinaus. Dank städtischer Unterstützung erhalten die Projektierer mit der Verdoppelung der Fläche eine deutlich verbesserte Wirtschaftlichkeit für ihre Planung. Dieser Vorteil sollte z. B. im Rahmen eines städtebaulichen Vertrages zu einem Mehrwert für die Stadt Alsfeld und ihre Bürger genutzt werden können. Die Bereitstellung von Flächen zur Energiegewinnung muss zum Standortvorteil für die Stadt Alsfeld werden. Dazu gehören eine möglichst nachhaltige, umweltverträgliche Planung und Vorteile für gewerbliche und private Stromkunden in Alsfeld. D. h. der vor Ort hergestellte Strom soll so weit als möglich vor Ort verbraucht werden, und zwar zu günstigen Preisen. (Aus der Gemeinde Feldheim in Brandenburg wird von 13,5 Cent pro Kilowattstunde für die Endkunden berichtet - Quelle Energieverbrauch.com; https://www.energieverbraucher.de/de/start__2229/NewsDetail__19063/)
Wir erzeugen im Vogelsbergkreis etwa dreimal so viel Strom wie wir verbrauchen, Alsfeld z.B. hat ca. 5% der Fläche mit Windenergieanlagen belegt, Photovoltaikprojekte entlang der Autobahn werden folgen. Wir sollten daher zusehen, dass wir Standards durchsetzen, die zum Vorteil für Mensch und Natur taugen und die Maßstäbe setzen für vergleichbare Projekte.
Die flächensparendste und effektivste Erzeugung von erneuerbarem Strom bietet immer noch die Windkraft – gefolgt von Photovoltaik. Biogasanlagen, die aus Mais-Monokulturen gespeist werden, haben den höchsten Flächenbedarf. Eine gute Sache ist aber Biogas, das aus Gülle- und Abfall-Vergärung entsteht. Dieses Gas ist ein prima Ergänzung zu Wind- und Sonnenenergie. Solche Speicherkapazitäten gibt es noch viel zu wenig, denn was nutzen sonst Überschüsse von Strom am sonnigen, windigen Mittag für windstille Nächte?
UB/WD 17.04.2024
Klimastreik am 15.09.2023
Am 15. September findet der nächste große globale Klimastreik statt. Wir werden an diesem Tag bundesweit auf die Straßen gehen und intensiv dafür mobilisieren. Die Erderhitzung beschleunigt sich rasant.
Und beim Klimaschutz geht es kaum voran. Besonders auffällig ist dies beim Thema Mobilität. Tempolimit, mehr Platz fürs Fahrrad, Förderung des ÖPNV – das wäre alles schnell umsetzbar. Doch Verkehrsminister Wissing blockiert wirksame Klimaschutzmaßnahmen und kämpft sogar für den beschleunigten Ausbau von 145 Autobahnprojekten. Ein
Bundesminister für Klima- und Naturzerstörung?
Als BUND werden wir uns deshalb mit Forderungen für eine Mobilitätswende am Klimastreik beteiligen. Egal ob Sie gegen neue Straßen protestieren, für besseren Fuß-, Rad- oder öffentlichen Verkehr, gegen Fluglärm oder für ein anderes Thema. Der Klimastreik soll dieses Jahr der Ort sein, wo all dieser Protest sichtbar wird. Bitte planen Sie den Klimastreik ein und mobilisieren Sie frühzeitig. In den kommenden Wochen melden wir uns mit weiteren Unterstützungsangeboten bei Ihnen.
Save the Date!
Globaler Klimastreik am 15. September 2023
U.B.23.06.2023
Wärmewende als kommunale Aufgabe
wie wir umweltverträglich unser Heim, nicht aber unseren Planeten heizen
Bei der Jahreshauptversammlung des BUND Kreisverbands Vogelsberg am 20.03.2023 referierte Anselm Laube, ehemaliger Alsfelder und Geschäftsführer der Energieagentur im Landkreis Ludwigsburg, zu einem topaktuellen Thema: die Wärmewende als gesellschaftliche Aufgabe – wie wir umweltverträglich unser Heim, nicht aber unseren Planeten heizen.
Der Referent berichtete, dass erhebliche Fortschritte bereits erreicht worden sind bei der Effizienz von Gebäuden: Fassaden- und Dachdämmung, Fenstertausch und Sanierungen. Die auf diese Weise erreichten Energieeinsparungen werden bedauerlicherweise fast aufgehoben durch immer mehr beanspruchten Wohnraum pro Person.
Wichtig bleibt die Sanierung von Gebäuden, aber auch die Wohnentwicklung und die Nutzung von Leerstand bleiben von Bedeutung.
Derzeit werden 17% der Heizungen mit erneuerbarer Energie betrieben. Die fehlenden 83% müssen, um die Klimaziele zu erreichen, in nur 18 Jahren umgestellt sein. Mit dem bisherigen Tempo würde das noch weit übers Jahr 2100 hinaus dauern. Investitionen in Gas- und Ölheizungen sind daher ab sofort Fehlinvestitionen – und führen darüberhinaus zur Fortsetzung von Abhängigkeiten. Biomasse ist nur teilweise eine Alternative – im Vogelsberg eventuell noch eher als in Baden-Württemberg. Dort wären gar nicht die Flächen vorhanden für so viel Bäume oder Energiepflanzen. Die Wasserstofftechnik ist laut Laube energetisch ineffizient und keine realistische Nachfolgetechnik fürs Erdgas, noch ineffizienter sind E-fuels, die für große Maschinen hilfreich sein können – aber sicherlich nie für Heiztechnik in Frage kommen werden. Sie wären viel zu teuer.
Während insbesondere bei geringer Bebauungsdichte die Wohnungseigentümer für den Heizungstausch insbesondere mit Wärmepumpen verantwortlich bleiben, ist der Handlungsauftrag an Kommunen die Aufstellung eines Wärmeplans. Die Umstellung auf Nahwärmenetze und deren Ausbau ist eine der großen Chancen für Kommunen, Energieformen effektiv zu kombinieren. Techniken wie Luft- und Erdwärme, Biomasse, Freiflächen-Solarthermie, die Abwärme von Kraft-Wärme-Kopplung, Industrie oder Kläranlagen kämen in Frage. Damit würde auch die gefürchtete „Dunkelflaute“ ihre Schrecken verlieren.
Aufgabe der Kommunen sind eine Bestandsaufnahme mit Erstellung eines Wärmekatasters, eine Potentialanalyse mit der Klärung möglicher Maßnahmen und die Aufstellung eines Zielszenarios. Dabei ist die Akteurs- und Bürgerbeteiligung immens wichtig. Eine kommunale Wärmewendestrategie sollte den Bürger*innen perspektivisch Sicherheit für die Planungen geben. Die erforderlichen Tiefbauarbeiten für Nahwärmenetze sind aufwendig, und müssten von den Kommunen mit im Blick gehalten werden. Nahwärmenetze sparen aber im Gegenzug eine Menge einzelner Wärmepumpen ein. Ein wesentlicher Anspruch ist, die klimaneutrale Wärmeversorgung in der gesamten Kommune umzusetzen, als kommunale Daseinsvorsorge.
Dass hier Vieles durch sorgfältige Planung umgesetzt werden kann, zeigte Anselm Laube anhand konkreter Beispiele aus der Arbeit seiner Energieagentur.
Die Erfordernis der kommunalen Wärmeplanung wird als Bundesgesetz kommen, berichtete der Referent. Die Kommunen würden über die Länder dazu verpflichtet werden. Und es wird für alle Maßnahmen erhebliche Förderungen geben. Aber auch hier heißt es: wer zuerst geplant hat, hat den Zugriff auf Förderung und vor allem: hat noch die Möglichkeit, Handwerker und Tiefbaufirmen beauftragen zu können. Denn die sind bekanntlich nur in begrenzter Zahl verfügbar.
Etwas neidisch schauten die Anwesenden auf die Möglichkeiten in Baden-Württemberg, wo sich ein einzelner Landkreis - Ludwigsburg - eine eigene Energieagentur mit 35 Mitarbeiter*innen leistet.
Die lebhafte Diskussion, die sich bereits während des Vortrags anbahnte, würden die BUND-Mitglieder gerne mit Bürgermeister*innen und den verantwortlichen Magistrats- und Stadtverordneten des Vogelsbergs weiter führen. Denn die Anstrengungen zu Klimaneutralität machen Mühe – aber viel mehr Mühe und auch Kosten würden auf unsere Kinder und Enkel zukommen, wenn einfach alles so bliebe wie es ist.
U.B. 24.03.2023
Klimaentwicklung trocknet die Böden aus
Von November 2019 bis Januar 2020 hat es geregnet – aber die Böden in Deutschland sind immer noch zu trocken.
Die beiden heißen Sommer 2018/19 haben unseren Bäumen schwer zu schaffen gemacht. Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung zeigt, dass das in weiten Teilen Deutschlands die tiefen Bodenschichten immer noch viel zu trocken sind. Und was im Vogelsberg dazukommt: das Rhein-Main-Gebiet will weiter wachsen und weiter das Umland aussaugen. Wir fordern: baut endlich ein zweites Leitungsnetz für Nicht-Trinkwasser – davon nämlich gibt´s selbst mitten in Frankfurt mehr als genug. Und damit noch nicht genug: Auch 2020 scheint weitere Hitzerekorde zu brechen.
Weitere Infos: www.ufz.de
Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland
Klimabewegungen in Lateinamerika und im Vogelsberg
Impulsreferat und Diskussion mit Prof. Nicole Dörr am Mittwoch, 17.05.2023 um 19.15h in Lauterbach, Posthotel Johannesberg
Nicole Dörr ist zuhause in Kopenhagen und in Eifa. Zur Zeit lehrt und forscht sie in Frankfurt. Sie berichtet aus ihrem Forschungsprojekt: „Die Klimabewegung in Lateinamerika ist sehr geschickt, über Kunst und Pädagogik die Natur und die Erde in den Vordergrund zu stellen, wenn es um „Klimathemen“ geht. Junge Leute versuchen dort, die Verbundenheit der Menschen mit Natur und Erde als Thema in den Vordergrund von Protestaktionen zu rücken. Wir haben 6 Millionen Bilder ausgewertet. Unsere Ergebnisse zeigen interessante Unterschiede und Übereinstimmungen.“ Wie wichtig sind uns Wissenschaft und die Verbundenheit der Menschen mit Natur und Erde? Diesen und anderen Fragen will Nicole Dörr in einem Kurz-Vortrag nachgehen – und dann mit Umwelt-interessierten Menschen aus dem Vogelsberg diskutieren.
U.B. 12.05.2023
Das Repaircafé gibt es auch im Vogelsberg
Im Alsfelder Ortsteil Billertshausen kann man Gegenstände zusammen mit erfahreren Helfern raparieren und so vermeinden, Ressourcen für neue Geräte zu verschwenden.
Repaircafé führt zu weniger Ressourcenverbrauch
Aus dem Billertshäuser Klimagipfel im Jahr 2015 entwickelte sich ein Repariercafé. Wahrscheinlich ist es einzigartig im Vogelsbergkreis. Mehr als 40 Male haben sich seit der Gründung des Repariercafés bereits Menschen im Billertshäuser Pfarrhof oder im Jugendraum getroffen - dort wird je nach Wetterlage an jedem letzten Samstag im Monat getüftelt, beraten, ausgebessert und repariert, aber auch beisammengesessen, denn die Billertshäuser nehmen das Wort "Café" durchaus ernst. "Wir haben ein Team aus Reparateuren und ein Team für das leibliche Wohl", erzählt Dr. Ursula Bernbeck. Sie hält die organisatorischen Fäden in der Hand und führt handschriftlich ein kleines Büchlein, in dem für jedes Treffen vermerkt ist, wer zum Reparieren gekommen ist, wer welchen Kuchen mitgebracht hat, wie viele Besucher mit und ohne Reparaturen da waren. Neben einer bunten Auswahl der Billertshäuser Backkunst und einer durchaus stattlichen Zahl an durchgeführten Reparaturen sind darin auch allerlei Kuriositäten vermerkt. "Das ungewöhnlichste Gerät, das wir hier bisher zum Reparieren hatten, war ein Sperma-Auftaugerät für Veterinäre", berichten die Reparateure. Auch ein Uhrenaufziehgerät fand mit seinem Besitzer den Weg nach Billertshausen, hiermit waren die Tüftler - in der Regel ruheständige Handwerker und Techniker - mehr als zwei Stunden beschäftigt, bis sie herausfanden, dass ein Riemen fehlte, den sie mit einem Haushaltsgummi ersetzen konnten.
In der Regel bringen die Menschen hier die verschiedensten Haushaltsgeräte vom Staubsauger bis zum Thermomix mit, dazu alte Stühle, Bollerwagen und andere Einrichtungsgegenstände. Die Elektriker und Schreiner aus dem Reparierteam haben somit alle Hände voll zu tun und nicht selten können sie hinterher Erfolg verkünden. Auch kleine textile Ausbesserungsarbeiten an Kleidung oder Gardinen werden im Repariercafé angeleitet und wer möchte, kann hier auch das Strümpfestopfen lernen.
"Wir sehen, dass die Menschen so langsam die Nase voll haben von der Wegwerfgesellschaft", so Pfarrer Walter Bernbeck, der sich gemeinsam mit den Tüftlern des Reparier-Teams über die Entwicklung eines kleinen Tools freut, das es ihnen nun ermöglicht, Küchengeräte eines bestimmten Herstellers, die man eigentlich nicht öffnen kann, zu öffnen und zu reparieren. "Wir hoffen, dass wir bald dahin kommen, dass elektrische Geräte und andere Gegenstände wieder einfacher zu reparieren sind", äußert Ursula Bernbeck eine Hoffnung, mit der sie längst nicht mehr allein dasteht: Im Herbst letzten Jahres nahm die Ärztin an einem Vernetzungstreffen von Reparatur-Initiativen teil und konnte von dort viele Impulse mit in den Vogelsberg bringen. "Es gibt ganz tolle Initiativen, die man natürlich in erster Linie im Netz findet", so ihre Empfehlung für alle, die ihr "Recht auf Reparatur" einfordern und wahrnehmen wollen. "Das geht unter weact.campact.de/petitions/recht-auf-reparatur, außerdem kann man auf Websites wie 'IFIXIT' kostenlose Reparaturhandbücher für so gut wie alles runterladen oder Ersatzteile und Werkzeuge erstehen." Weitere Informationen gab es dort zu vielen Themen, beispielsweise zu "Kritischen Rohstoffen", wie die Seltenen Erden. "Es ist an der Zeit, dass wir uns mit den Ressourcen, die wir haben, beschäftigen und sie nicht mehr gedankenlos verschwenden", werben die Mitstreiter im Repariercafé für mehr Bewusstsein: "Jedes Jahr das neueste Handy zu kaufen, ist doch nicht nötig." Und das gilt für viele Dinge, die vom Hersteller oft schon auf eine verkürzte Lebensdauer hin entwickelt wurden, die sogenannte "geplante Obsoleszenz" (konstruierte Kurzlebigkeit). Ihr und auch den natürlichen Ausfallerscheinungen von Geräten und Gegenständen aller Art wird man auch in Zukunft in Billertshausen zu Leibe rücken. Dafür wünschen sich die Verantwortlichen gerne noch ein paar junge Leute, die frisches Wissen mitbringen. "Toll wäre es, wenn wir jemanden hätten, der Handy-Bildschirme reparieren könnte", macht Eleonore Hansel vom Repaircafé-Team. Eine neue Rubrik hat sich seit Bestehen des Cafés schon von selbst entwickelt: Eine kleine Gruppe Frauen widmet sich dem Upcycling und macht aus alten Dosen Blumenübertöpfe, filigrane Dekoration aus alten Büchern und aus Sektkorken Elfenstühle. Gern gesehen sind im Repariercafé auch Menschen, die ein wenig Gesellschaft suchen. "Man muss nicht unbedingt etwas kaputtmachen, damit man sich zu uns gesellen kann", lacht Karin Born, die sich federführend im Café-Betrieb engagiert. Die Möglichkeit, im Ort eine Begegnung zu schaffen, ist ein gewollter und schöner Nebeneffekt des Repariercafés.
Neben dem Repariercafé ist auch der kleine Weltladen, den es schon seit über drei Jahrzehnten im Billertshäuser Pfarrhaus gibt, ein weiteres Zeugnis des fairen und nachhaltigen Handelns. Und weil das alles so einen guten Eindruck macht und darüber hinaus auch noch im Alltag mit jeder Menge Leben gefüllt ist, wurde die Kirchengemeinde Billertshausen/Zell Ende letzten Jahres bereits mit dem Zertifikat "Faire Gemeinde" bedacht - und das ganz ohne langen Zertifizierungsprozess. Verliehen wird das Zertifikat vom Zentrum Ökumene in Kooperation mit den Evangelischen Landeskirchen von Kurhessen-Waldeck und Hessen und Nassau - zunächst für zwei Jahre, dann wird wieder nachgefragt, ob die rührige Gemeinde ihre Selbstverpflichtungserklärung noch einhält. Und das soll natürlich so bleiben, auch wenn sich Walter Bernbeck im Sommer in den Ruhestand verabschiedet. Es sind viele Grundsteine dafür gelegt, berichtet das Evangelische Dekanat Vogelsberg.
Ein BUND-Mitglied neben Frau Bernbeck schaute am 04.05.2019 auch vorbei. Es gab Waffeln mit Kirschen, Eis und Sahne und Streuselkuchen. Alle Generationen waren vertreten. Die erfahrenen Herren hatten allerlei Werkzeug dabei. Sogar eines, welches extra angefertigt wurde, um eine Kaffeemaschine zu öffnen, welche mit herkömmlichen Schraubenziehern nicht zu öffnen war. Die Hersteller lassen sich einiges einfallen, damit man möglichst schnell neue Gegenstände kauft.
Nachdem der Toaster, der ebenfalls einen Stift in der Schraube hatte, geöffnet war, probierten die ehrgeizigen Helfer den Defekt zu verstehen. Der Toaster rastete nicht ein und blieb nur angeschaltet, wenn man den Regler manuell runterschob. Das Handrührgerät eines namhaften Herstellers ging ebenfalls nicht einfach zu öffnen. Erstaunlich, dass das bei einem 20 Jahre alten Gerät auch schon nicht ging. Nachdem die Reparateure erfuhren, dass das Gerät stinkt, stellten sie fest, dass der Motor vermutlich durchgeschmort ist und es keinen Sinn habe. Diese Küchengeräte waren also nicht zu retten. Währenddessen wurde jedoch ein Fahrrad, ein Fernseher, ein DVD-Player, Stehlampen usw. unter die Lupe genommen und auch teilweise erfolgreich repariert. Selbst wenn es keinen Erfolg hat, weiß man wenigstens, dass man alles getan hat, um das Gerät zum Laufen zu bringen. Dann kann man es getrost zum Recycling bringen, zweckentfremden etc.
Neben den meist männlichen Reparateuren saßen die Frauen und machten Upcycling. Aus alten Aludosen wurden Kerzenhalter. Aus Sektkorken mit Draht kleine Stühlchen. Aus Milchtüten Taschen. Es wurde geknüpft und gebohrt. Tolle Exemplare von Büchern, die mithilfe einer Schablone geschnitten wurden, sodass 3D-Muster bei dem aufgeklappten Buch entstehen, konnte man betrachten.
Außerdem ist das Repaircafé einfach ein schöner Treffpunkt für Jung und Alt - ob aus Billertshausen oder von weiter weg.
I.M. 2019
Jetzt unterschreiben und Klimanotstand ausrufen
Die Mehrheit im Kreistag hat sich dagegen ausgesprochen, den Klimanotstand auszurufen.
Der BUND Vogelsberg fordernt jedoch den Ausruf des Klimanotstands! So bleibt das Thema auch präsent. Denn sobald genügend Unterschriften vorhanden sind und die dramatische Lage auch im Vogelsberg erkannt wird, müssen Naturschutz- und Umweltbelange bei (politischen) Entscheidungen berücksichtigt werden.
Es wäre wünschenswert, wenn der Kreistag aber auch mindestens die Städte ALS und LAT den Klimanotstand ausrufen.
Hier ist die pdf zum Ausdrucken und Unterschreiben. Bitte erzählt mehr Leuten davon. Die ausgefüllten Listen können bei den auf dem pdf-genannten Geschäften und z.B. der Hohhaus-Apotheke in Lauterbach abgegeben werden.
Unterschriften für Klimanotstand am 03.03.2020 an Kreistag übergeben
Die Forderung des BUND ist: Den Klimanotstand auszurufen! Dadurch verpflichtet sich der Kreis, alle künftigen Entscheidungen der Bekämpfung des Klimawandels unterzuordnen. Nun wurden die gesammelten Unterschriften derjenigen, die mit der Ausrufung des Klimanotstands ebenfalls ein Zeichen setzen wollen, dem Kreistag übergeben.
Seit Januar gestalten wir alle das neue Jahrzehnt. Durch Gesetze, Regelungen, Investitionsentscheidungen und Diskussionen werden die Randbedingungen für die gesellschaftliche Gemeinschaft aktiv gestaltet. Sie haben dabei einen nicht unerheblichen Handlungsspielraum. Im Rahmen der „Fridays for future“-Proteste haben wir Unterschriften gesammelt um auf die dramatische Situation des Klimawandels und Artensterbens hinzuweisen. Und damit Ihnen, als politische Verantwortliche, ein deutliches Signal zu senden: Für verantwortungsvolles Handeln!
Sehr überrascht sind wir, dass noch in 2019 die Mehrheit der Abgeordneten im Vogelsberger Kreistag der Meinung war, einen Klimanotstand im Vogelsberg auszurufen sein nicht nötig! In der Bildsprache übersetzt heißt das, es ist Feueralarm, aber warum sollten wir im Vogelsberg auf Kreisebene Maßnahmen ergreifen um das Feuer zu löschen. – Nach dem Motto: Sollen doch die anderen ran. Der Klimawandel ist eine große Herausforderung für alle von uns. Wir fordern, dass der Vogelsbergkreis hier seiner Pflicht nachkommt, der jungen Generation eine lebenswerte Welt zu bewahren. Ein „weiter so“ kann es nicht geben. Gerade die Forst- und Landwirte im Vogelsberg haben in letzter Zeit mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen.
Wir erleben ein Artensterben gigantischen Ausmaßes. Nicht nur bei uns in Deutschland schwindet die Vielfalt an Tieren und Pflanzen drastisch! In Brasilien, Russland und Australien brennen Wälder und damit alles was lebt!
Der Glaube daran, dass durch ein immer mehr und immer schneller der Wohlstand wächst, hat sich angesichts der immer stärker spürbaren Umweltauswirkungen als falsch herausgestellt.
Position zur Energiewende: Im Vogelsberg wird bereits heute mehr Strom aus Wind und PV und Biogas erzeugt als irgendwo anders in Hessen. Pro Einwohner werden in vielen Gemeinden 10.000kWh erzeugt, manchmal sogar erheblich mehr. Auf den Vogelsberger Flächen wird somit ein erheblicher Anteil des regenerativen Stroms in Hessen erzeugt. Die Frage ist nicht ob die Energiewende kommt, sondern vielmehr wie sie gestaltet wird und wer davon profitiert. Wichtig für die Akzeptanz ist doch: Die Region muss davon profitieren, wenn die Menschen vor Ort den optischen Schaden haben! Die Gewinne sollen in der Region bleiben und nicht an internationale Investoren fließen.
Position zur Verkehrswende: Wir brauchen einen ökologischen und sozial gestalteten Verkehr in unserer Region. Wir brauchen wirkliche Alternativen zum Auto! Bahn und Bus, Radfahren und zu Fuß gehen müssen attraktiver werden. Dazu müssen vernetzte Konzepte auf Kreisebene her, mit guten Abstimmungen auch zu anderen Kreisen. Die Lösungen des vergangenen Jahrhunderts können nicht die Antwort sein auf die zukünftigen Herausforderungen. Wir fordern neue und attraktive Bahnen statt neuer Autostraßen!
BUND unterstützt 4. Globalen Klimastreik 2019
Am 29. November, dem Freitag vor dem Beginn der Klimakonferenz, findet um 13 Uhr auf dem Marktplatz in Lauterbach und um 14 Uhr in Alsfeld eine neue Klimademo statt.
Dieses Jahr hat gezeigt, dass es scheinbar nicht ausreicht, Politiker*innen auf die Klimakrise und ihre Verantwortung aufmerksam zu machen. Während Millionen Menschen auf der Straße gestreikt haben, hat sie am 20. September ein lächerliches Klimapaket vorgelegt, das uns noch tiefer in die Klimakrise führt. Klimakrise, das heißt: das größte Artensterben in der Geschichte der Menschheit, immer häufiger auftretende Extremwetterereignisse, die Zerstörung der Lebensgrundlagen weltweit. Klimakrise, das heißt auch: steigende Meeresspiegel, neue Epidemien, zunehmende Waldbrände. Und das heißt: Nahrungsmittelengpässe, Fluchtbewegungen, Dürren und Überflutungen, in einem Ausmaß, das bislang unvorstellbar scheint. Anfang Dezember treffen sich Politiker*innen aller UN-Staaten auf der Weltklimakonferenz, um die Einhaltung der internationalen Klimaziele zu überprüfen. Und Deutschland steht mit leeren Händen da. Die Bundesregierung scheitert nicht nur an ihren internationalen Verpflichtungen zur Einhaltung des 1,5°-Ziels, sondern sogar an ihren eigenen – deutlich darunter liegenden – Klimazielen für die Jahre 2020 und 2030. In einer Zeit, in der die Wissenschaft so deutlich wie wohl nie zuvor die Notbremse fordert und die größten Teile der Gesellschaft ebenfalls bereit wären umzusteuern, ist das eine Katastrophe.
Internationaler Klimastreik am Freitag, 20.9. in Alsfeld, Lauterbach und Homberg Ohm
Der BUND fordert die Einhaltung des 1,5°C-Ziels
Wir stehen vor großen Herausforderungen. Der Klimawandel und der dadurch nötige gesellschaftliche Wandel sind die Aufgabe der nächsten Jahre. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Jetzt gilt es, eingeschlagene Pfade zu verlassen und neue Lösungen zu finden. Wir sehen dabei ein großes Potential: Mehr Lebensqualität, mehr gestaltbare Zeit, mehr Miteinander sind dabei möglich. Die Voraussetzung dafür müssen jedoch die politisch Verantwortlichen schaffen. Das wurde beim Klimastreik am Freitag, 20.9 13 Uhr in Lauterbach und ab 14 Uhr in Alsfeld und in 2000 weiteren Städten.
Weltweit gingen am Freitag, 20.09.2019, Millionen auf die Straße, um für den Umweltschutz zu demonstrieren. Etwa 350 fanden sich am Schwälmer Brunnen in Alsfeld zusammen. In Lauterbach waren 150 Demonstranten vor Ort. Nach dem Vorbild von Greta Thunberg gingen nun auch Alsfelder Kinder, Schüler, aber auch Eltern und Großeltern mit ihren kreativen Schildern protestieren. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, an dem die Große Koalition in Berlin tagt, um ihr neues Klimaschutzpaket zu erarbeiten. Und zwar einen Tag vor dem UN-Klimagipfel, der vom 21. - 23.09.2019 stattfand. Die Rede, die BUND-Mitglied P. Balles geschrieben und Y. Jordan vortrug, ist unter folgendem Link zu finden: pdf. Das Thema Mobilität wurde auch in der nächsten Rede angesprochen. Vehement sprach sich eine Frau von Bündnis 90/ Die Grünen Homberg Ohm gegen den Weiterbau der A49 aus. P. Runkel vom Freiwilligenzentrum regte an, mehr Dinge zu teilen, um Ressourcen zu schonen und die Nachbarschaft zu stärken. Jeder könne zumindest einen Teil seines Alltags nachhaltig gestalten. Es folgte ein umweltpolitisches Lied, in das ein paar Anwesende einstimmten und Sprechchöre.Unterschriftenlisten zum Ausruf des Klimanotstandes in Alsfeld konnten unterstützt werden. Hier kann man die Listen ausdrucken und unterschreiben lassen.. Motivation: Die Mehrheit im Kreistag hat sich dagegen ausgesprochen den Klimanotstand auszurufen.Der BUND fordert den Ausruf des Klimanotstands! So bleibt das Thema auch präsent und bei diversen kommunalen Entscheidungen ist die Umweltfreundlichkeit zu prüfen. Natürlich muss der Kreistag aber auch mindestens die Städte ALS und LAT den Klimanotstand ausrufen.
Die wichtigsten Forderungen:
- CO2-Steuer für alle, nicht nur für die Privatpersonen! – Endlich auch die Industrie und den Handel in die Pflicht nehmen.
- Fahrradwege und Fahrradstraße ausbauen, Massiver und attraktiver Ausbau des ÖV – Gerade bei uns im ländlichen Raum
- Sofortiger Baustopp der A49!
- Erheblich mehr Autofreie Flächen in der Stadt um die Lebensqualität zu steigern
- Keine Inlandsflüge und Besteuerung des Kerosins
Windkraftanlagen im Stadtgebiet Alsfeld – Angst vor Beton-Fundamenten oder Bürger-Beteiligung?
Im Vogelsberg gibt es derzeit eine neue Variante der Windkraft-Besorgnis: Schwermetallaustrag aus den Fundamenten könnte Trinkwasser gefährden. Da geht es doch um Beton oder genauer gesagt, um den verwendeten Zement. Und Betonelemente sind bisher nicht unbedingt als hochgiftige Gefahrenquelle für Trinkwasserbrunnen bekannt gewesen.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) will nicht verharmlosen: unser Trinkwasser muss geschützt werden. Die Aufsichtsbehörden und die Stadt müssen dafür sorgen, dass unser Wasser sauber bleibt. Als Verursacher war bislang die Landwirtschaft im Fokus. Es muss jedoch auch sichergestellt werden, dass saures Wasser keine Schwermetalle aus Fundamenten von Windrädern, Brücken, Einfamilienhäusern, Wohnblocks, Industriegebäuden, von immer noch betongefertigten Abwasserrohren und manchen Autobahnen in die Brunnen trägt. Strengste Einhaltung aller Wasserschutzvorschriften ist von elementarer Bedeutung. Standorte für Windkraftanlagen sind nur dann in Wasserschutzgebieten akzeptabel, wenn die sichere Einhaltung aller Vorgaben vom Bau der Anlage über die komplette Betriebsphase einschließlich Abbau der Anlage gewährleistet ist.
Dabei aber darf die Realität nicht aus den Augen gelassen werden! Die Vertreter des RP berichteten beim öffentlichen Termin in der Stadthalle am 22.9.16, dass die Schwermetall- Problematik bei den Genehmigungsverfahren Beachtung findet und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Für die Windkraftanlagen wird –laut RP- die Verwendung chromatarmen Zements in den Wasserschutzgebieten vorgeschrieben.
Die wirklichen Dreckschleudern unter den Stromerzeugern sind nicht die Windräder, sondern deren Alternative: die Kohle-Kraftwerke. Unser nächstgelegenes Steinkohlekraftwerk Staudinger produzierte im Jahr 2010 2.700 Tonnen Stickoxide, 660 Tonnen Schwefeloxide, 70 Tonnen Feinstaub, 45 kg Quecksilber, 19 kg Cadmium, 130 kg Nickel, mehr als 200 kg Blei, 113 kg Arsen und 192 kg Chrom. Deutschlands Kohlekraftwerke blasen jährlich etwa sieben Tonnen des giftigen Schwermetalls Quecksilber in die Luft und liegen damit in der EU ganz vorne mit Polen und Griechenland.
Vergleichsweise ist da doch die Verwendung von Zement im Fundament der Windkraftanlagen eine eher geringe Gefahrenquelle.
Ein Atomkraftwerk in nächster Nachbarschaft zu haben, wäre auch nicht gerade verlockend – der Vogelsberg wäre als strukturschwache Region sicherlich vor einigen Jahrzehnten für einen Bau in Frage gekommen – wenn die Bäche hier groß genug gewesen wären, um einen Reaktor auch kühlen zu können.
Mit einem Vogelsberg ohne Windräder ist zumindestens für die nächsten 30 Jahre nicht zu rechnen. Die Frage ist, wie man sich dazu positioniert: So mancher Bürger und manche Bürgerin freut sich beim Anblick von Windrädern, dass im Vogelsberg innovative Stromerzeugung stattfindet, die die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas ablöst. Und sie sind auch stolz darauf, dass unsere Region einen beträchtlichen Beitrag leistet, der Erderwärmung entgegenzuwirken. Das könnte gerade dann funktionieren, wenn eine emotionale oder finanzielle Verbindung zu den Anlagen besteht. Das Interesse, den Hochglanz-Vorstellungen der Projektierer und Verwaltungsmitarbeiter zuzuzuhören, bleibt entsprechend gering. Schade eigentlich - Bürgerbeteiligung wurde bei den vor einigen Tagen in der Versammlung vorgestellten Anlagen nur ganz am Rande erwähnt.